Bailando

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BAILANDO – Vom Pferdetraum zum Traumpferd

 

 

Eigentlich wollte ich gar kein Pferd- jedenfalls noch nicht. Mit dem Andalusier-Virus hatte ich mich im Urlaub 2002 infiziert. Auf einem Trail-Ritt mit Andalusiern. Über Stierweiden, über die Berge, am Atlantik entlang.

Ich flog wieder nach Hause, fasziniert von diesen Tieren und dennoch wissend, dass ein eigenes Pferd für mich zu diesem Zeitpunkt nicht in Frage kam. Beruflich, wie auch privat war meine Zeit ausgefüllt. Aber der Traum blieb. Eines Tages würde ich einen Andalusier mein Eigen nennen. Irgendwann. In meinen Träumen existierte er bereits, mein andalusischer Wallach: Braun, schwarze Beine, schwarze Mähne, schwarzer Schweif und nicht zu groß.
Im Jahr 2004 war unserer regionalen Tageszeitung ein Andalusier (Cruzado) inseriert. Wir fuhren hin. Nur mal so, um zu schauen, ohne Absicht. Wir fuhren auf den Hof des Verkäufers und dann traf es mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Da war er…mein Pferdetraum.

Bailando im Juni 2004

1,58 m groß, braun, schwarze Beine, schwarze Mähne, schwarzer Schweif. Mir wurde übel, weil mir bewusst wurde, in was für einer Zwickmühle ich mich befand. Auf der einen Seite mein großer, großer Traum, auf der anderen Seite mein Job mit viel Reisetätigkeit und auf der anderen Seite mein Privatleben ohne Partner, indem ich meine Unabhängigkeit und Freiheit genoss. Eine ganze Woche lang habe ich mich gequält, nicht geschlafen, überlegt und gegrübelt. Will ich mir diese Verantwortung zu diesem Zeitpunkt auferlegen? Ist es nicht egoistisch dieses Pferd einfach nur „haben zu wollen“? Werde ich diesem Wesen und seinen Ansprüchen gerecht werden können? Außerdem wollte ich niemals ein Pferd von einem Händler, ohne Papiere und mit unbekannter Vergangenheit.

Freunde und Verwandte sagten „Ja, mach es, denn es ist das wovon Du schon lange träumst.“

Und dann gehörte er mir. Dieser braune Kerl, von dem ich nichts wusste. Seine Vergangenheit existiert nur in seiner Erinnerung. Es gibt keine Papier, keine Geschichte, er hatte nicht mal einen Namen. Der Tierarzt bescheinigte mir seine Gesundheit und er bekam einen Equidenpaß. Aber dafür brauchte das Pferd einen Namen. Ich sah ihm zu, wie er tobte, spielte, über die Koppeln galoppierte. Tanzend….ja, das war es…tanzend. Also bekam er den einzigen Namen, der mir dazu einfiel: Bailando. Tanzend.

Und so begann unsere gemeinsame Geschichte, die sich für uns beide als ziemliche Herausforderung herausstellte. Zwar war Bailando gesund und munter, aber er war laut Tierarzt jünger als der Händler behauptet hatte, nämlich 5, statt 7 Jahre alt. Und er war auch noch nicht lange gelegt, denn er hatte noch eine verkrustete, leicht nässende Wunde von der OP. Aber egal, ich dachte mir, wenn das alles ist. Etwas schmalbrüstig, mit Unterhals und ohne Rücken- und Hinterhandmuskulatur musste er nun erstmal trainiert werden. Das Problem dabei war aber, dass er völlig tot im Maul war, er wehrte sich gegen das Gebiss, brachte ständig die Zunge darüber, drückte den Rücken weg, konnte sich nicht biegen und reagierte stur und bockig, wenn ich ihm etwas abverlangte. Außerdem hatte er zwei dicke Narben in den Fesselgelenken der Hinterbeine. Damals war ich auch ziemlich ungeübt darin, verrittene Pferde wieder hinzubekommen. Noch dazu brachte mich dann meine eigene Ungeduld und meine Enttäuschung darüber zur Weißglut. Ich stand vor einer Entscheidung: Aufgeben oder weitermachen. Ich holte mir Hilfe und Anleitung bei einer Freundin, die ihre eigenen Pferde selber ausbildete. Wenn das nicht funktionieren würde, dann wird er wieder verkauft, das war mein fester Entschluss.

Dieses Pferd war im Gelände unberechenbar. Zwar charakterlich ok, aber wie steuert man einen Ferrari ohne Lenkrad? Er war nur schwer zu kontrollieren, weil er unter Druck einfach nur abgeschaltet hat. Also fingen wir ganz von vorne an. Bodenarbeit, Longieren, Doppellonge…..er konnte nicht mal galoppieren, ist im Trab einfach losgerast, bis ihm nichts anderes übrig blieb als zu galoppieren. Im Gelände nur Schritt und mal ein Trab. An mehr war nicht zu denken. 2 Jahre habe ich dann mit ihm gearbeitet, anfangs nur auf dem Reitplatz, dann auch im Gelände. 2 Jahre um die einfachsten Grundregeln zu beherrschen, so, dass wir unserer Ausritte genießen konnten. Heute ist Bailando im Umgang so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und wir arbeiten immer noch, immer weiter, ohne Hilfe durch meine Freundin. Er ist unerschrocken, willig, ehrgeizig, möchte mich zufrieden stellen. Auch heute noch haben wir Diskussionen, aber es kommt stets etwas dabei heraus. Mittlerweile ist Bailando Lehrmeister. Er hat meinem Mann das Reiten beigebracht. Und das, wo Alex generell panische Angst vor Pferden hatte. Die beiden sind richtige Kumpels geworden. Auch meine Nichte Lena trabt mit Bailando an der Longe über den Reitplatz. Bailando vermittelt Vertrauen, Ehrlichkeit und Ruhe. Das allerwichtigste, was man in der Arbeit mit Pferden benötigt ist Geduld. Das hat mir Bailando beigebracht. Ich muss dazu sagen, dass ich sicherlich nicht der beste Reiter bin. Wir streben nicht nach Siegen oder danach besser zu sein als andere. Aber wir versuchen immer weiter zu lernen, uns zu verbessern, nehmen Unterricht bei unserer mobilen Reitlehrerin Jenny Pothmann und haben bereits Stunden bei Manolo Oliva in der spanischen Reitweise Doma Vaquera (siehe auch Fotoalbum) absolviert. Der Hauptgedanke ist: Ich möchte mein Pferd so reiten, dass es dadurch keinen Schaden nimmt. Wir sollen beide Spaß am Miteinander haben und unsere gemeinsame Zeit als wirkliche Partner genießen.

Heute, Jahre später sind wir an diesem Punkt angelangt. Bailando ist wundervoll, er macht einfach nur Spaß. Er bedeutet für mich so viel, dass ich es kaum beschreiben kann. Er gibt mir das Gefühl von Sicherheit, Freundschaft und Vertrauen. Ich freue mich auf viele weitere wunderbare Jahre und Erlebnisse mit ihm.


 


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Copyright © 2009 Ilka Kuhn/ Stand: 09.11.09